Franz Schubert
Klaviersonate G-Dur op. 78, D 894
Drei Klavierstücke, D 946
„…so dünkt uns doch die Phantasiesonate seine vollendetste in Form und Geist. Hier ist alles organisch, atmet alles dasselbe Leben. Vom letzten Satz bleibe weg, wer keine Phantasie hat, seine Rätsel zu lösen.“ schrieb Robert Schumann über Schuberts selten gespielte G-Dur Sonate D 894. Vielleicht ist es eines der Geheimnisse der Musik Schuberts, dass sich in der inneren Vorstellungswelt sowohl des Ausführenden als auch des Hörenden Räume der Fantasie eröffnen, innere Freiräume, in denen die Gedanken zu schweifen beginnen. Die amerikanische Musikwissenschaftlerin Clare Carrasco diagnostiziert als charakteristisches Merkmal dieser Sonate sogenannte „fantasy spaces“, Abschnitte, die den formalen Ablauf der Sonate in eigentümlicher Weise unterbrechen und in geheimer Beziehung zu stehen scheinen.
Diese träumerischen Freiräume eröffnen sich ebenfalls in den wenige Monate vor seinem Tod skizzenhaft niedergeschriebenen Drei Klavierstücke, D 946, sie scheinen hier aber phasenweise von düsteren und drängenden Stimmungsschwankungen bedroht. Eine beinahe nach beethovenscher Art erzwungene Wendung nach C-Dur beendet den Zyklus überraschend optimistisch.
In einer Zeit, in der so viele Freiräume eingeschränkt sind, möchte diese musikalische Versenkung in Schuberts „fantasy spaces“ uns unsere inneren Freiräume ins Bewusstsein rufen. Vielleicht eignet sich gerade Schuberts Musik für diese – zugegebenermaßen erzwungene – intime virtuelle Ausführung: am Steinwayflügel im leeren Gosslerhaus @ mit Ihnen in Ihrem Wohnzimmer.