Unbestritten ist Mozarts Bedeutung als Dramatiker. Seine Lieder hingegen, etwa dreißig an der Zahl, sind eher Randerscheinungen seines Oeuvres und entstanden häufig als Auftrags- oder Gelegenheitskompositionen. Als ausgesuchte Kleinode, vielfältig und aussagekräftig, zukunftsweisend für das Liedschaffen nachfolgender Generationen zeugen sie dennoch von einer Reife und Vollendung, die Mozarts Musik so einzigartig macht.
Seine Phantasie in c- moll – man könnte sie wegen der kontrastierenden lyrischen und dramatischen Teile fast schon eine Oper in Miniaturform nennen - bildet eine Brücke zu dem dramatischen Teil des Programms, den Arien. Hier sind Menschen auf dem unsicheren Boden der Liebe unterwegs, in Erwartung des Ungewissen, in ihrer Furcht vor dem Unumkehrbaren. Die sich hieraus ergebenen Spannungspole weiß Mozart musikalisch-dramatisch zu bündeln, wie kein anderer.
Die Italienischen Arien von Caldara und Paisiello entstammen aus den im 19. Jahrhundert herausgegebenen Heften mit sogenannten Arien antiche. Sie besingen die formvollendete höfische Liebe der Barockzeit in einem immerwährend sehnsüchtigen Tonfall.
Alle emotionalen Facetten der Liebe – Leidenschaft, Hingebung, Verzweiflung, Versöhnung, Humor, Spott - zeigen die von Paul Heyse ins Deutsche übertragenen Gedichte, die Hugo Wolf in seinem Italienischen Liederbuch vertont. Es gelingt ihm, die ohnehin schon konzentrierten Gedichte auf knappsten Raum zusammenzufassen und die Themen mit feinsten Nuancen auf den Punkt zu bringen. Angesichts der sprühenden Einfälle ist es kaum zu glauben, dass sich Wolf während der Arbeit an dieser Sammlung in einer Schaffenskrise befand, die seine Produktivität über Jahre zum Erliegen brachte. Er litt an Minderwertigkeitsgefühlen, die darauf beruhten, zwar als Liederkomponist gefeiert, aber als Opernkomponist nicht wahrgenommen zu werden; erst nach der erfolgreichen Beendigung einer Oper fühlte er sich imstande, das Italienische Liederbuch zu vollenden.